Die Ostmark | Liquidierung der 1. Republik
Hier findest du eine Zusammenfassung zum Thema: Die Ostmark | Liquidierung der 1. Republik
Nach dem Einmarsch der deutschen Armee wurde der Name Österreich durch Ostmark ersetzt.
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Deutsche Besatzung
Österreich wurde am 12. März 1938 von deutschen Truppen besetzt, nachdem am Abend des 11.3.1938 die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten.
Um die Liquidierung der 1. Republik und die Auslöschung des österreichischen Staates nach außen sichtbar zu machen, hieß Österreich jetzt Ostmark (ab 1942 Alpen- und Donaureichsgaue des Großdeutschen Reiches).
Die neue Namensgebung und die Aufteilung in sieben Reichsgaue, die nur zum Teil den österreichischen Bundesländer entsprachen, sollten die österreichische Identität zerstören:
z.B. aus Oberösterreich wurde Oberdonau und das Burgenland wurde aufgelöst
Im Gegensatz zu anderen Ländern leisteten die österreichischen Soldaten keinen Widerstand und viele Menschen jubelten den deutschen Soldaten beim Einmarsch sogar zu.
Novemberpogrome
Sofort nach dem Anschluss wurden nicht-arische Beamte entlassen, die Polizei wurde unter die SS-Oberherrschaft gestellt.
Juden und politische Gegner wurden meist ohne Gerichtsverfahren an die SS und Polizei übergeben.
In Wien und anderen Städten kam es vor allem am 9. und 10. November 1938 zu staatlich organisierten Ausschreitungen und schweren körperlichen Angriffen gegen Juden (= Pogrome).
Die Ermordung des deutschen Botschaftssekretärs in Paris, Ernst vom Rath, durch den jungen Juden Herschel Grynszpan war der Vorwand für die Pogrome.
Die Nationalsozialisten wollten dabei die gesamte jüdische Infrastruktur zerstören und das jüdische Leben in Österreich praktisch auslöschen.
Dabei wurden in Österreich fast alle Synagogen und Bethäuser angezündet, die Scheiben von jüdischen Geschäften eingeschlagen.
Die Feuerwehr war angewiesen die umgebenden Gebäude zu schützen, die Brände an jüdischen Einrichtungen durften hingegen nicht gelöscht werden.
Abb. Brandstiftung der Grazer Zeremonienhalle des jüdischen Friedhofs
Weitaus schlimmer war aber die Verschleppung von ca. 30.000 Juden in Konzentrationslagern.
Nach diesen Pogromen war das jüdische Leben in Österreich praktisch ausgelöscht.
Deshalb ist die Bezeichnung “Pogrom” noch fast als Euphemismus zu bezeichnen.
Arisierung/Enteignung 1
Unter dem Begriff “Arisierung” versteht man die geplante Enteignung aller jüdischen Betriebe, Geschäfte sowie des Privatvermögens von Juden.
Dabei vermischten sich politische Interessen oft mit wirtschaftlichen Interessen.
Skrupellose Menschen nützten den politischen Umbruch aus, denunzierten Mitmenschen und erwarben so über Nacht Reichtümer in Form von Häusern, Grundstücken und Wertgegenständen.
In Wien wurden z.B. 50.000 Wohnungen von Juden enteignet.
Unmittelbar nach dem Anschluss wurden jüdische Geschäfte und Betriebe von “kommissarischen Verwaltern” übernommen.
Abb. Wiener Kaufhaus Herzmansky wurde im März 1938 arisiert
Arisierung/Enteignung 2
In weiterer Folge wurden die jüdischen Besitzer von Betrieben und Eigentum gezwungen ihre Liegenschaften weit unter Wert zu verkaufen (Verordnungen vom 27. April 1938 und 18. Mai 1938).
In ganz Österreich waren zirka 26.000 Betriebe von der Enteignung betroffen.
Davon wurden 21.000 Kleinbetriebe stillgelegt, 5.000 wurden “arisiert”.
Durch die “Dritte Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 21. Februar 1939” wurden Juden schließlich gezwungen alle in ihrem Besitz befindlichen Wertgegenstände wie Edelmetalle, Schmuck abzuliefern.
In weiterer Folge dann sogar Radioapparate, Fahrräder, Skier und Wollsachen (!).
Opferzahlen NS-Herrschaft
Während der NS-Herrschaft wurden
– 65.000 österreichische Juden ermordet
– 3.000 Österreicher aus politischen Gründen hingerichtet
– über 30.000 starben in KZ und Gestapo-Haft
– und 247.000 Soldaten starben vor allem an der Ostfront.
Kriegsproduktion
Die österreichische Wirtschaft wurde auf die deutsche Kriegsproduktion (Flugzeuge, Panzer, Geschütze etc.) ausgerichtet.
Ein Zentrum der Kriegsproduktion in der Ostmark war Wiener Neustadt, wo in großen Stückzahlen das Standardflugzeug der Deutschen Luftwaffe, die Messerschmidt Bf 109 (Hermann Görings Flugzeugwerke) wurde.
Abb. Jagdflugzeug Messerschmidt Bf 109
Aufgrund dieser Ausrichtung und einem intensivierten Straßenbauprogramm ging die Arbeitslosigkeit in Österreich stark zurück.
Dadurch sahen viele Österreicher die Besetzung durch Hitlerdeutschland vorerst unter einem positiven Vorzeichen.
Dieses Rüstungsprogramm benötigte aber immer mehr Arbeitskräfte.
Zwangsarbeiter
Da viele Männer im Krieg als Soldaten dienten, bestand ein große Mangel an Arbeitern.
Dieser Mangel wurde teilweise durch inländische Frauen abgedeckt.
Es wurden aber auch in großer Zahl:
– Zwangsarbeiter (verschleppte Kriegsgefangene aus den eroberten Gebieten in Osteuropa)
– und KZ-Häftlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen für diese Arbeiten eingesetzt.
Hier erhältst du noch weitere Informationen:
https://www.uibk.ac.at/zeitgeschichte/zis/library/bukey.html