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Aufgeklärter Absolutismus | Grundlagen, Umsetzung & Folgen

Aufgeklärter Absolutismus | Grundlagen, Umsetzung & Folgen:


Aufgeklärter Absolutismus | Grundlagen, Umsetzung & Folgen

Hier findest du eine Zusammenfassung zum Thema: Aufgeklärter Absolutismus | Überblick

Bekannteste Vertreter dieser Herrschaftsform waren Erzherzogin Maria Theresia, sowie deren Sohn Joseph II., in Preußen Friedrich II. und in Russland Katharina II.

Weiteres Übungsmaterial: 10 Fragen | Übungen Übungsbätter Epochen 

Einführung: 

Der aufgeklärte Absolutismus war eine Regierungsform, die sich im 18. Jahrhundert in Europa entwickelte.

Er stellte eine Synthese zwischen dem traditionellen Absolutismus, bei dem der Monarch nahezu unbegrenzte Macht besaß, und den Ideen der Aufklärung, die Vernunft, den Fortschritt und das Wohl der Allgemeinheit betonten, dar.

Diese Regierungsform wurde von Monarchen praktiziert, die sich als „erste Diener des Staates“ sahen und reformorientierte Maßnahmen ergriffen, um die Effizienz und Gerechtigkeit ihres Landes zu verbessern, während sie gleichzeitig ihre absolute Macht bewahrten.

 

Der Einfluss der Aufklärung:

Die Aufklärung, eine intellektuelle Bewegung des 17. und 18. Jahrhunderts, prägte Denken das vieler europäischer Herrscher.

Philosophen wie Voltaire, Montesquieu, Rousseau und Locke kritisierten traditionelle Autoritäten und förderten Ideale wie individuelle Freiheit, Gleichheit, Toleranz und die Anwendung der Vernunft in allen Bereichen des Lebens, einschließlich der Politik.

Diese Ideen übten erheblichen Einfluss auf Monarchen aus, die begonnen, die Nützlichkeit von Reformen zur Verbesserung ihrer Staaten zu erkennen, um sie stärker und wohlhabender zu machen.

 

Merkmale des aufgeklärten Absolutismus:

Der aufgeklärte Absolutismus unterscheidet sich vom traditionellen Absolutismus durch die Betonung der Reformen und das Bekenntnis zu einigen Prinzipien der Aufklärung. Zu den zentralen Merkmalen des aufgeklärten Absolutismus gehörten:

Rechtsreformen:

Einführung von Rechtsstaatlichkeit, um die Willkürherrschaft zu verringern. Die Herrscher strebten danach, das Rechtssystem zu modernisieren und gerechter zu gestalten.

 

Bildungsreformen:

Förderung des Bildungswesens, um die Bevölkerung aufzuklären und zu bilden. Der Zugang zu Bildung wurde erweitert, und die Schulpflicht wurde in vielen Staaten eingeführt.

 

Verwaltungsreformen:

Zentralisierung und Rationalisierung der Verwaltung, um die Effizienz des Staates zu steigern. Dies beinhaltet die Abschaffung alter Privilegien und die Einführung eines einheitlichen Steuersystems.

 

Wirtschaftsreformen:

Förderung des Handels und der Industrie sowie der Abbau wirtschaftlicher Hemmnisse, um den Wohlstand des Staates zu erhöhen.

 

Religionspolitik:

Einführung von religiöser Toleranz und Abschaffung der Diskriminierung von religiösen Minderheiten. Die Kirche wurde oft stärker kontrolliert und ihre Macht beschnitten.

 

Beispiele für aufgeklärte Monarchen

Die wichtigsten Vertreter dieser Regierungsform waren in Österreich die Erzherzogin Maria Theresia, sowie deren Sohn Joseph II., in Preußen Friedrich II. und in Russland Katharina II.

Durch die teilweise Entmachtung von Landesfürsten und der Kirche führten diese Reformen auch indirekt zur Stärkung des Zentralstaates, der jetzt weit mehr ins Leben seiner Bevölkerung eingriff als früher.

Es wurden erste Gesetzbücher verfasst (in Österreich das “Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch” (ABGB), welches einen Beginn der Rechtsstaatlichkeit bedeutete. 

 

Maria Theresia von Österreich und Joseph II:

Maria Theresia (1717–1780) und ihr Sohn Joseph II. (1741–1790) waren zentrale Figuren des aufgeklärten Absolutismus in Österreich.

Sie führten umfangreiche Reformen durch, die das Habsburgerreich modernisieren und stabilisieren sollten.

Rechtsreformen:

Maria Theresia reformierte das Justizwesen, indem sie das Folterverbot einführte und das Strafrecht humanisierte. Joseph II. setzte diese Reformen fort und schaffte die Leibeigenschaft ab.

Bildungsreformen:

Beide Herrscher fördern die Bildung. Maria Theresia führte eine Schulpflicht für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren ein. Joseph II. gründete neue Schulen und Universitäten und setzte sich für eine staatlich kontrollierte Bildungspolitik ein.

Verwaltungsreformen:

Maria Theresia führte eine umfassende Verwaltungsreform durch, um die Zentralisierung des Habsburgerreichs zu fördern. Joseph II. Versuchte, die Bürokratie weiter zu rationalisieren und die Verwaltung effektiver zu machen.

Wirtschaftsreformen:

Maria Theresia förderte den Handel und die Landwirtschaft und führte ein modernes Steuersystem ein. Joseph II. gesetzt auf die Förderung der Industrie und den Abbau von Zunftprivilegien.

Religionspolitik: 

Joseph II. führte das Toleranzpatent ein, das die Religionsfreiheit im Habsburgerreich gewährte. Er schränkte den Einfluss der Kirche ein, hob Klöster auf, die keine soziale Funktion wesentlich erfüllte, und übertrug deren Vermögen auf den Staat.

 

Friedrich II. von Preußen:

Friedrich II. (1712–1786), auch bekannt als Friedrich der Große, war einer der bekanntesten Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. Er regierte Preußen von 1740 bis 1786 und strebte danach, sein Land durch Reformen zu stärken.

Rechtsreformen:

Friedrich führte das „Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten“ ein, ein umfassendes Gesetzeswerk, das die Rechtsgleichheit fördern sollte. Es regelte nahezu alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens und stellte einen bedeutenden Schritt hin zu einem modernen Rechtsstaat dar.

Bildungsreformen:

Er förderte das Schulwesen und führte in Preußen die allgemeine Schulpflicht ein. Sein Ziel war es, eine gebildete Bevölkerung zu schaffen, die dem Staat besser dienen konnte.

Verwaltungsreformen:

Friedrich zentralisierte die Verwaltung, um sie effizienter zu machen, und setzte fähige Beamte ein, um Korruption und Misswirtschaft zu bekämpfen.

Wirtschaftsreformen:

Er förderte den Handel und die Landwirtschaft, baute die Infrastruktur aus und setzte sich für die Ansiedlung von Einwanderern ein, um die Wirtschaft zu stärken.

Religionspolitik:

Friedrich war für seine religiöse Toleranz bekannt. Er gewährte religiöse Freiheit und schränkte den Einfluss der Kirche in Staatsangelegenheiten ein.

 

Katharina II. von Russland:

Katharina die Große (1729 – 1796) gilt als eine der herausragendsten Monarchinnen des aufgeklärten Absolutismus. Sie regierte Russland von 1762 bis 1796 und führte eine Reihe von Reformen durch, die das Land modernisierten.

Rechtsreformen:

Katharina setzte eine Kommission ein, um ein neues Gesetzbuch zu entwerfen, das die Rechte und Pflichten der Bürger klar definieren sollte. Obwohl das Projekt nicht vollständig umgesetzt wurde, legte es den Grundstein für spätere Reformen.

Bildungsreformen:

Katharina gründete zahlreiche Schulen und Akademien und förderte die Bildung des Adels sowie der städtischen Bevölkerung. Sie legten großen Wert auf die Erziehung der Jugend im Geiste der Aufklärung.

Verwaltungsreformen:

Sie führten eine Verwaltungsreform durch, die Russland in Gouvernements und Provinzen unterteilte, um eine effizientere Verwaltung und bessere Kontrolle über die weitläufigen Gebiete zu gewährleisten.

Wirtschaftsreformen:

Katharina förderte den Handel, baute die Infrastruktur aus und Maßnahmen zur Modernisierung der Landwirtschaft ein, um die wirtschaftliche Basis des Landes zu stärken.

Religionspolitik:

Sie gewährte religiöse Toleranz, insbesondere gegenüber den Muslimen im Russischen Reich, und bemühte sich, den Einfluss der orthodoxen Kirche zu kontrollieren.

 

Widersprüche und Grenzen des aufgeklärten Absolutismus

Trotz der Reformbemühungen der aufgeklärten Monarchen gab es auch erhebliche Widersprüche und Grenzen. Viele der Reformen wurden eingeführt, um die Macht des Staates zu stärken und nicht unbedingt aus einem tiefen Glauben an die Ideale der Aufklärung herauszugehen.

Der aufgeklärte Absolutismus war in vielen Fällen ein pragmatischer Ansatz, um die Effizienz des Staates zu verbessern, stieß aber oft auf die Grenzen der feudalen und traditionellen Strukturen, die in vielen Ländern noch stark verankert waren.

 

Konflikt zwischen absolutistischer Macht und Aufklärung

Ein zentraler Widerspruch des aufgeklärten Absolutismus war der Konflikt zwischen der absoluten Macht des Monarchen und den aufklärerischen Prinzipien der Freiheit und Gleichheit.

Während die Monarchen bereit waren, Reformen durchzuführen, die ihre Staaten stärkten, waren sie oft nicht bereit, ihre eigene Macht oder die Macht der traditionellen Eliten einzuschränken.

Die Reformen wurden oft von oben durchgesetzt, ohne die Bevölkerung oder gewählte Vertreter einzubeziehen, was den autokratischen Charakter des aufgeklärten Absolutismus unterstrich.

 

Begrenzte soziale Reformen:

Obwohl einige aufgeklärte Monarchen, wie Joseph II., die Leibeigenschaft abschafften oder die Lebensbedingungen der Bauern verbesserten, blieben die sozialen Strukturen weitgehend unverändert. Der Adel behielt in vielen Ländern seine Privilegien, und die soziale Ungleichheit blieb bestehen.

Die meisten Reformen zielen darauf ab, den Staat zu stärken und die Wirtschaft zu fördern, nicht jedoch auf eine grundlegende Veränderung der sozialen Ordnung.

 

Unruhen und Widerstände:

Die Reformen des aufgeklärten Absolutismus stießen oft auf Widerstand, sowohl von den traditionellen Eliten als auch von der breiten Bevölkerung. 

In einigen Fällen führten die Reformen zu Unruhen und Revolten, da sie als Bedrohung für bestehende Privilegien oder als Eingriff in die traditionellen Lebensweisen wahrgenommen wurden.

Besonders die zentralistischen Verwaltungsreformen und die Einschränkungen der kirchlichen Macht stießen in vielen Regionen auf heftigen Widerstand.

 

Nachwirkungen und Bedeutung des aufgeklärten Absolutismus

Einfluss auf spätere Entwicklungen

Der aufgeklärte Absolutismus legte in vielen europäischen Ländern den Grundstein für die Modernisierung des Staates. Die Reformen in den Bereichen Verwaltung, Justiz, Bildung und Wirtschaft trugen dazu bei, die Grundlage für moderne Staaten zu schaffen, die effizienter und zentralisierter waren.

Auch wenn der aufgeklärte Absolutismus nicht die umfassenden sozialen Veränderungen mit sich brachte, die einige Philosophen der Aufklärung forderten, beeinflusste er doch die weitere Entwicklung Europas erheblich.

Übergang zu neuen Herrschaftsformen

In vielen Ländern bereitete der aufgeklärte Absolutismus den Boden für spätere politische Veränderungen. Die Ideen der Aufklärung und die Erfahrungen mit den Reformen dieser Zeit trugen zur Entwicklung von Bewegungen bei, die eine stärkere Teilhabe der Bevölkerung an der Politik fordert.

Dies führte in einigen Fällen zur Revolution und zur Einführung parlamentarischer Systeme, wie beispielsweise in Frankreich nach der Französischen Revolution.

Kontinuitäten und Brüche

Obwohl der aufgeklärte Absolutismus als eine Phase der Reform und Modernisierung gilt, gab es nach seinem Ende sowohl Kontinuitäten als auch Brüche.

In einigen Ländern, wie Preußen, blieben die Grundstrukturen des aufgeklärten Absolutismus weitgehend erhalten und prägten die politische Kultur bis ins 19. Jahrhundert. In anderen Ländern führen die sozialen und politischen Spannungen jedoch zu grundlegenden Veränderungen und zum Ende der absoluten Monarchie.

 

Fazit:

Der aufgeklärte Absolutismus war eine bedeutende Epoche in der europäischen Geschichte, die den Versuch darstellte, die Macht des Monarchen mit den Ideen der Aufklärung zu verbinden.

Durch eine Reihe von Reformen in Verwaltung, Recht, Bildung und Wirtschaft versuchten aufgeklärte Monarchen, ihre Staaten zu modernisieren und zu stärken, während sie gleichzeitig ihre absolute Macht bewahrten.

Trotz der Widersprüche und Grenzen dieser Regierungsform legte der aufgeklärte Absolutismus den Grundstein für viele Entwicklungen, die die politische und soziale Landschaft Europas nachhaltig veränderten.

Die Reformen und Ideen dieser Zeit beeinflussten nicht nur die späteren politischen Bewegungen, sondern auch die Entstehung moderner Staaten, die auf Effizienz, Vernunft und Recht basieren.

 

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