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Herrschaftsform Absolutismus | Der Staat bin ich

Herrschaftsform Absolutismus | Der Staat bin ich:


Der Absolutismus war eine politische Epoche im 17. und 18. Jahrhundert, in der die Monarchen Europas nahezu uneingeschränkte Macht ausübten, oft basierend auf dem Prinzip des Gottesgnadentums.

Diese Regierungsform zeichnete sich durch die Zentralisierung der Macht, den Aufbau stehender Heere und die Kontrolle der Wirtschaft durch den Merkantilismus aus.

Der Absolutismus führte zu einer starken politischen Zentralisierung, sozialer Ungleichheit und einer Militarisierung der Gesellschaft, wurde aber im späten 18. Jahrhundert durch die Aufklärung und die Französische Revolution entscheidend in Frage gestellt und schließlich abgelöst.

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Herrschaftsform Absolutismus | der Staat bin ich

 

Einleitung:

Der Absolutismus war eine bedeutende politische und gesellschaftliche Epoche, die vor allem im 17. und 18. Jahrhundert in Europa vorherrschte. Diese Regierungsform zeichnete sich durch die Konzentration der Macht in den Händen eines Monarchen aus, der oft als „absoluter Herrscher“ galt.

Der Begriff “Absolutismus” leitet sich vom lateinischen Wort absolutus ab, was “losgelöst” oder “unbeschränkt” bedeutet. Diese Epoche prägte die Entwicklung Europas nachhaltig und führte zu tiefgreifenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen.

 

Ursprünge und Entwicklung:

Die Wurzeln des Absolutismus reichen bis ins späte Mittelalter zurück, aber er erreichte seinen Höhepunkt im 17. und 18. Jahrhundert. Die Entwicklung dieser Regierungsform wurde maßgeblich durch die Wirren der Religionskriege, insbesondere des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), beeinflusst. Dieser Konflikt, der weite Teile Europas verwüstete, führte zu einem Bedürfnis nach Stabilität und Ordnung, das den Aufstieg absolutistischer Monarchien förderte.

Besonders in Frankreich, Spanien und Russland entwickelte sich der Absolutismus als dominierendes Regierungssystem. Die Monarchen strebten danach, ihre Macht durch die Kontrolle der Armee, der Verwaltung und der Justiz zu festigen.

In Frankreich wurde Ludwig XIV. (1643–1715) zum Inbegriff des absoluten Herrschers. Sein berühmtes Motto „L’État, c’est moi“ („Der Staat bin ich“) veranschaulicht die extreme Form der Machtausübung, die er und andere absolutistische Monarchen praktizierten.

 

Merkmale des Absolutismus:

Der Absolutismus war durch eine Reihe von charakteristischen Merkmalen gekennzeichnet, die ihn von anderen Regierungsformen abgrenzten:

 

Zentrale Macht des Monarchen:

Im Zentrum des absolutistischen Staates stand der Monarch, der seine Macht als von Gott gegeben (Gottesgnadentum) betrachtete. Diese Macht war theoretisch unbegrenzt, da der König weder dem Gesetz noch den Ständen (Vertretung der verschiedenen Gesellschaftsschichten) unterworfen war.

 

Stehendes Heer:

Absolutistische Herrscher verfügten über ein stehendes Heer, das ständig unter Waffen stand und nicht wie im Mittelalter bei Bedarf aufgestellt wurde. Dieses Heer war oft ein Instrument zur Durchsetzung der monarchischen Macht und spielte eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle über das Land und die Bevölkerung. Ludwig XIV. von Frankreich unterhielt eine Armee von etwa 400.000 Soldaten, was einen enormen finanziellen Aufwand bedeutete.

 

Zentrale Verwaltung:

Der Monarch kontrollierte eine zentralisierte Verwaltung, die ihm half, seine Macht zu sichern und das Land effizient zu regieren. Diese Verwaltung bestand aus loyalen Beamten, die in ganz Europa häufig aus dem niederen Adel oder dem Bürgertum stammten. In Frankreich baute Ludwig XIV. eine Verwaltung auf, die stark zentralisiert war und von Paris aus gesteuert wurde.

 

Wirtschaftliche Kontrolle (Merkantilismus):

Der Absolutismus war eng mit der Wirtschaftsform des Merkantilismus verbunden. Der Staat kontrollierte die Wirtschaft, indem er Exporte förderte und Importe beschränkte, um den Reichtum des Landes zu erhöhen. Der Merkantilismus führte zu einer starken staatlichen Einmischung in die Wirtschaft, einschließlich der Gründung von Manufakturen und der Förderung von Exportindustrien. In Frankreich war der Finanzminister Jean-Baptiste Colbert ein bedeutender Vertreter des Merkantilismus.

 

Religiöse Einheit und Kontrolle:

Viele absolutistische Herrscher strebten nach religiöser Einheit im Staat, um ihre Macht zu festigen. Dies führte oft zu Verfolgungen religiöser Minderheiten und zur Durchsetzung einer Staatskirche. In Frankreich unterdrückte Ludwig XIV. die Hugenotten (Protestanten) und widerrief 1685 das Edikt von Nantes, das ihnen zuvor Religionsfreiheit garantiert hatte.

 

Repräsentation und Prachtentfaltung:

Die absolutistischen Herrscher drückten ihre Macht auch durch prunkvolle Paläste, Bauten und Zeremonien aus. Ludwig XIV. baute das Schloss Versailles, das zum Symbol des Absolutismus wurde und die zentrale Bühne für die Selbstdarstellung des Königs darstellte.

 

Beispiele für absolutistische Monarchien:

Der Absolutismus fand in verschiedenen Ländern Europas unterschiedliche Ausprägungen. Hier sind einige der bedeutendsten Beispiele:

 

1. Frankreich: Ludwig XIV. (1643–1715)

Ludwig XIV., auch bekannt als der „Sonnenkönig“, gilt als der Inbegriff des absolutistischen Herrschers. Er übernahm die Herrschaft im Jahr 1661 nach dem Tod seines Ministers Kardinal Mazarin und regierte Frankreich bis zu seinem Tod im Jahr 1715. Ludwig XIV. baute das Schloss Versailles, das zum politischen und kulturellen Zentrum Frankreichs wurde.

Er schuf eine zentrale Verwaltung und ein stehendes Heer, das Frankreich zur dominierenden Macht in Europa machte. Unter Ludwig XIV. erreichte der Merkantilismus in Frankreich seinen Höhepunkt, und die französische Wirtschaft wurde stark kontrolliert und gefördert.

 

2. Spanien: Philipp II. (1556–1598)

Philipp II. von Spanien regierte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und gilt als ein weiteres Beispiel für einen absoluten Herrscher. Er kontrollierte ein riesiges Weltreich, das sich über Europa, Amerika und Asien erstreckte.

Philipp II. verfolgte eine Politik der religiösen Einheit und war ein strenger Katholik, der die spanische Inquisition einsetzte, um Häresien zu unterdrücken. Sein Versuch, England mit der „Armada“ zu erobern, scheiterte jedoch, was die Grenzen seiner Macht aufzeigte.

 

3. Russland: Peter der Große (1682–1725)

Peter der Große modernisierte Russland und führte es in das Zeitalter des Absolutismus ein. Er strebte danach, Russland nach westlichem Vorbild zu reformieren und baute eine starke Zentralmacht auf. Peter der Große reformierte die Verwaltung, das Militär und die Wirtschaft und gründete die neue Hauptstadt Sankt Petersburg, die zum Symbol für Russlands neue Ausrichtung wurde.

Sein Ziel war es, Russland zu einer europäischen Großmacht zu machen, was ihm durch die Expansion und Modernisierung des Staates weitgehend gelang.

 

4. Preußen: Friedrich Wilhelm I. (1713–1740)

In Preußen setzte Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, den Absolutismus durch. Er baute das preußische Heer zu einer der stärksten Armeen Europas aus und führte eine strenge Verwaltung und Haushaltsdisziplin ein. Friedrich Wilhelm I. förderte die wirtschaftliche Entwicklung Preußens durch die Einführung des Merkantilismus und die Ansiedlung von Flüchtlingen, insbesondere der Hugenotten, die nach Preußen flüchteten, nachdem Ludwig XIV. das Edikt von Nantes aufgehoben hatte.

 

Auswirkungen und Bedeutung des Absolutismus

Der Absolutismus hatte weitreichende Auswirkungen auf die politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung Europas:

 

Politische Zentralisierung:

Der Absolutismus führte zu einer starken Zentralisierung der Macht in den Händen des Monarchen. Diese Zentralisierung legte den Grundstein für den modernen Nationalstaat, der im 19. Jahrhundert weiterentwickelt wurde.

 

Stehendes Heer und Militarisierung:

Die Einführung stehender Heere führte zu einer Militarisierung der Gesellschaft und zu einer ständigen Kriegsbereitschaft der Staaten. Dies führte zu zahlreichen Kriegen in Europa, darunter der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) und der Große Nordische Krieg (1700–1721).

 

Wirtschaftliche Entwicklung:

Der Merkantilismus, der eng mit dem Absolutismus verbunden war, förderte die wirtschaftliche Entwicklung der absolutistischen Staaten. Durch staatliche Eingriffe und die Förderung von Manufakturen und Handel wuchsen die staatlichen Einnahmen, was wiederum die Macht des Monarchen stärkte.

 

Soziale Disparitäten:

Der Absolutismus verstärkte die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft. Die Macht des Monarchen wurde durch den Adel und die oberen Schichten unterstützt, während die Bauern und unteren Schichten oft stärker belastet wurden, insbesondere durch Steuern und militärische Rekrutierungen.

 

Kulturelle Blüte:

Trotz oder gerade wegen der autokratischen Herrschaft erlebten viele absolutistische Staaten eine kulturelle Blüte. Am Hofe Ludwigs XIV. beispielsweise entstanden herausragende Werke der Kunst und Literatur, und der Barockstil wurde zur dominierenden Kunstform in Europa.

 

Kritik und Niedergang des Absolutismus:

Kritik durch Aufklärung:

Der Absolutismus stieß bereits im 18. Jahrhundert auf wachsende Kritik. Die Aufklärung, eine philosophische Bewegung, die Vernunft, Freiheit und Gleichheit propagierte, stellte das Konzept der absoluten Monarchie infrage. Denker wie John Locke, Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau kritisierten die absolute Macht des Monarchen und forderten eine Begrenzung der staatlichen Macht durch Verfassungen und die Rechte des Einzelnen.

 

Niedergang des Absolutismus:

Der Niedergang des Absolutismus begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als neue politische Ideen aufkamen und revolutionäre Bewegungen in Europa an Bedeutung gewannen. Die Französische Revolution von 1789 markierte den entscheidenden Wendepunkt, als die Monarchie gestürzt und die erste moderne Republik in Europa gegründet wurde. Dies führte zum endgültigen Niedergang des Absolutismus in Frankreich und in weiten Teilen Europas.

 

Fazit

Der Absolutismus war eine prägende Epoche der europäischen Geschichte, die die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Europas maßgeblich beeinflusste. Durch die Konzentration der Macht in den Händen des Monarchen wurden zentrale Staatssysteme geschaffen, die zur Entstehung moderner Nationalstaaten beitrugen.

Der Absolutismus war jedoch auch eine Zeit der sozialen Ungleichheit und der ständigen Kriegsführung. Die Kritik der Aufklärung und die politischen Umwälzungen des späten 18. Jahrhunderts führten schließlich zum Niedergang des Absolutismus und ebneten den Weg für neue, demokratischere Regierungsformen. Trotz seines Endes bleibt der Absolutismus eine der wichtigsten und einflussreichsten Epochen der europäischen Geschichte.