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Rilke Der Abend kommt von weit gegangen

Rilke Der Abend kommt von weit gegangen


 Rilke Der Abend kommt von weit gegangen

 

Der Abend kommt von weit gegangen

durch den verschneiten, leisen Tann.

Dann preßt er seine Winterwangen

an alle Fenster lauschend an.

 

Und stille wird ein jedes Haus;

die Alten in den Sesseln sinnen,

die Mütter sind wie Königinnen,

die Kinder wollen nicht beginnen

mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen

nicht mehr. Der Abend horcht nach innen,

und innen horchen sie hinaus.

 

Rainer Maria Rilke

Aus: Erste Gedichte (1913)