Lyrisches Ich Fragen und Antworten

1. Was versteht man unter dem lyrischen Ich?

Unter dem lyrischen Ich versteht man in der Literaturwissenschaft den fiktiven Sprecher oder die Stimme eines Gedichts.

2. Zu welchem Zweck wurde das lyrische Ich eingeführt?

Es dient zur Unterscheidung des formalen (lyrischen) Ichs  von einem realen (empirischen) Ich.

3. Wer führte den Begriff des lyrischen Ichs zum ersten Mal ein?

Eingeführt wurde der Begriff von Margarete Susman in “Das Wesen der modernen deutschen Lyrik” im Jahre 1910.

4. Was überstrapazierte die idealistische Literaturforschung?

Sie überstrapazierte die rein autorenbezogene, biographische Ausdeutung von Literatur.

5. Wie wurden Gedichte vor der Einführung des lyrischen Ichs primär interpretiert?

Gedichte wurden primär immer als Ausdruck eines authentischen biographischen Erlebnisses eines Autors interpretiert

6. Unter welchem Blickwinkel sah der europäischen Humanismus den Menschen?

Der Mensch wurde unter dem Blickwinkel Individualisierung und Subjektivierung gesehen.

7. Was versteht man unter einem expliziten lyrischen Ich?

Das explizite lyrische Ich ist in der Verwendung von Personalpronomen und Possessivpronomen, vor allem der 1. Person Singular (“ich” und “mein”) sichtbar. 

8. Nenne ein Beispiel (Gedicht) für das explizite lyrische Ich!

z.B. Heinrich Heine – Der scheidende Sommer:

“Ich mußte von dir scheiden, 
Und wußte, du stürbest bald; 
Ich war der scheidende Sommer, 
Du warst der sterbende Wald.”

9. Was versteht man unter einem impliziten lyrischen Ich?

Hier ist aufgrund des Fehlens von Personalpronomen ein lyrisches Ich nur indirekt aufgrund der Schilderung, die der Autor vornimmt, als solches erkennbar. 

10. Nenne ein Beispiel (Gedicht) für das implizite lyrische Ich!

z.B. Theodor Storm  – Die Stadt: 

“Am grauen Strand, am grauen Meer

und seitab liegt die Stadt;

der Nebel drückt die Dächer schwer,

und durch die Stille braust das Meer

eintönig um die Stadt.”