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Das Oligopol | Definition, Auswirkungen und Merkmale

Das Oligopol | Definition, Auswirkungen und Merkmale


Ein Oligopol ist eine Marktform, bei der wenige Anbieter den Markt beherrschen und einen Großteil des Marktanteils kontrollieren.

Im Gegensatz zum Monopol, wo es nur einen einzigen Anbieter gibt, sind im Oligopol mehrere, aber dennoch wenige Unternehmen aktiv, die stark voneinander abhängig sind.

Diese Marktstruktur führt zu einer besonderen Dynamik, da jede Entscheidung eines Unternehmens (z.B. Preissetzung, Produktionsmenge) direkte Auswirkungen auf die Wettbewerber hat und umgekehrt.

10 Fragen zum Oligopol

Lerneinheiten: Monopol

 

I. Definition:

Unter einem Oligopol (Angebotsoligopol) versteht man eine Marktform, bei der sich in einem Marktsegment viele Nachfrager und nur wenige Anbieter gegenüberstehen: z.B. der Strommarkt in Deutschland

 

II. Merkmale eines Oligopols:

Wenige Anbieter:

Ein Oligopol zeichnet sich durch eine geringe Anzahl von Unternehmen aus, die den Markt dominieren. Diese wenigen Unternehmen haben oft einen großen Marktanteil und können die Marktbedingungen stark beeinflussen.

 

Wechselseitige Abhängigkeit:

Da nur wenige Unternehmen den Markt teilen, ist jede Entscheidung eines Unternehmens (z.B. Preissenkung, Einführung neuer Produkte) für die anderen Marktteilnehmer relevant. Dies führt zu strategischem Verhalten, bei dem jedes Unternehmen die möglichen Reaktionen der Konkurrenz in seine Entscheidungen einbezieht.

 

Markteintrittsbarrieren:

Ähnlich wie beim Monopol gibt es im Oligopol hohe Eintrittsbarrieren für neue Anbieter, sei es durch hohe Investitionskosten, technologische Vorteile der etablierten Unternehmen oder den Zugang zu Ressourcen. Diese Barrieren schützen die bestehenden Unternehmen vor neuer Konkurrenz.

 

Homogene oder heterogene Produkte:

Oligopole können Märkte mit homogenen Produkten (wie Benzin) oder heterogenen Produkten (wie Autos) sein. Bei homogenen Produkten konkurrieren Unternehmen hauptsächlich über den Preis, während bei heterogenen Produkten Aspekte wie Qualität, Marke und Innovation eine größere Rolle spielen.

 

Preisführerschaft:

In vielen Oligopolen übernimmt ein Unternehmen die Rolle des Preisführers, indem es als erstes seine Preise ändert. Die anderen Unternehmen folgen oft diesem Beispiel, um einen Preiskrieg zu vermeiden. Diese implizite Preisabstimmung ist typisch für oligopolistische Märkte.

 

III. Wettbewerb im Oligpol:

Preiswettbewerb:

Da nur wenige Unternehmen auf dem Markt tätig sind, können Preisänderungen eines Unternehmens zu schnellen Reaktionen der anderen führen. Dies kann zu einem Preiskrieg führen, der die Gewinne aller Beteiligten schmälert.

 

Nichtpreislicher Wettbewerb:

Um einen ruinösen Preiskampf zu vermeiden, versuchen viele Oligopolisten, über andere Mittel als den Preis zu konkurrieren, z.B. durch Werbung, Produktdifferenzierung und Verbesserung des Kundendienstes.

 

Koordination und Kollusion:

In einigen Oligopolen können die Unternehmen versuchen, sich abzustimmen, um den Wettbewerb zu reduzieren. Dies kann informell geschehen (stillschweigende Kollusion) oder durch explizite Absprachen (Kartelle), was jedoch illegal sein kann, wie es im Fall des OPEC-Kartells oder bei Preisabsprachen in bestimmten Branchen bekannt ist.

 

IV. Arten von Oligopolen:

Reines Oligopol:

In einem reinen Oligopol bieten alle Unternehmen identische Produkte an, z.B. Stahl oder Rohöl. Hier erfolgt der Wettbewerb hauptsächlich über den Preis.

 

Differenziertes Oligopol:

In einem differenzierten Oligopol bieten die Unternehmen ähnliche, aber nicht identische Produkte an, z.B. Automobilhersteller. Der Wettbewerb findet nicht nur über den Preis, sondern auch über Markenimage, Produktqualität und Innovation statt.

 

 

V. Homogene vs. heterogene Oligopole:

Hinsichtlich der erzeugten Produkte kann man Oligopole aufteilen in: 

a) homogene Oligopole:

Bei homogenen Oligopolen handelt es sich um ein Marktsegment, bei der die Produkte vom Konsumenten als identisch wahrgenommen werden und damit leicht substituierbar sind.

z.B. Anbieter von Strom (EON, RWE, EnBW und Vattenfall in Deutschland)

 

b) heterogene Oligopole:

Bei heterogenen Oligopolen hingegen handelt es sich um ein Marktsegment, bei der sich die Produkte der einzelnen Anbieter unterscheiden.

Hier herrscht ein Wettbewerb für das bessere Produkt. z.B. Smartphones (Apple, Huawei, Samsung)

 

VI. Vor- und Nachteile eines Oligopols:

Vorteile:

Unternehmen in einem Oligopol können aufgrund ihrer Größe und Marktmacht in Forschung und Entwicklung investieren, was zu Innovationen führt.

Verbraucher können von stabilen Preisen profitieren, wenn die Unternehmen ein Gleichgewicht finden und Preiskriege vermeiden.

 

Nachteile:

Ein Oligopol kann zu höheren Preisen und geringerer Produktionsmenge führen als in einem wettbewerbsorientierten Markt.

Die Marktmacht der wenigen Unternehmen kann zu einem Verlust an wirtschaftlicher Effizienz führen, wenn sie ihre Position ausnutzen, um überhöhte Gewinne zu erzielen.

 

VII. Beispiele für Oligopole:

1. Mobilfunkanbieter:

Beispiele:

In vielen Ländern dominieren wenige große Unternehmen den Mobilfunkmarkt, wie z.B. Verizon, AT&T, T-Mobile und Sprint in den USA, oder Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica in Deutschland.

Erklärung:

Diese Unternehmen haben einen Großteil des Marktes unter sich aufgeteilt und bieten ähnliche Dienstleistungen an.

Sie konkurrieren nicht nur über Preisstrategien, sondern auch über Netzabdeckung, Tarife und Zusatzleistungen wie Streaming-Dienste oder Kundenservice. D

er Markteintritt für neue Anbieter ist aufgrund hoher Investitionskosten und regulatorischer Hürden schwierig, was die Oligopolstruktur verstärkt.

 

2. Flugzeugbau:

Beispiele:

Die zwei großen Unternehmen Boeing und Airbus dominieren den Markt für zivile Passagierflugzeuge.

Erklärung:

Boeing und Airbus haben praktisch ein Duopol im Flugzeugbau, mit sehr wenigen Konkurrenten. Sie kontrollieren den Markt für große Verkehrsflugzeuge, was ihnen erhebliche Preissetzungsmacht verleiht.

Die Branche erfordert enorme Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion, was den Markteintritt für neue Akteure nahezu unmöglich macht.

 

3. Öl- und Gasindustrie:

Beispiele:

Große Ölkonzerne wie ExxonMobil, Chevron, BP, Shell und Total dominieren den globalen Markt.

Erklärung:

Diese wenigen Unternehmen kontrollieren einen erheblichen Teil der weltweiten Produktion und Verteilung von Erdöl und Erdgas.

Sie beeinflussen die Preise und die Produktion stark, wobei die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) eine zusätzliche Rolle spielt, indem sie durch Absprachen Einfluss auf den globalen Ölpreis ausübt.

Hohe Kapitalanforderungen und politische Faktoren schaffen hohe Markteintrittsbarrieren.

 

4. Technologie- und Social-Media-Plattformen:

Beispiele:

Unternehmen wie Google, Facebook (Meta), Apple und Amazon dominieren verschiedene Bereiche der Technologie- und Online-Welt.

Erklärung:

Diese Tech-Giganten haben eine nahezu monopolistische Kontrolle über ihre jeweiligen Märkte, beispielsweise Google bei der Internetsuche, Facebook bei sozialen Netzwerken und Amazon im Online-Handel.

Die Netzwerkeffekte, die sich aus der Größe und der Vielzahl der Nutzer ergeben, machen es neuen Akteuren schwer, in den Markt einzutreten und effektiv zu konkurrieren.

 

5. Lebensmittel- und Getränkekonzerne

Beispiele:

Firmen wie Nestlé, PepsiCo, Coca-Cola und Unilever dominieren den globalen Markt für Lebensmittel und Getränke.

Erklärung:

Diese wenigen Großkonzerne kontrollieren eine Vielzahl von Marken und Produkten, die in Supermärkten weltweit verkauft werden.

Sie haben enorme Marktmacht und können durch ihre Größe und ihre globalen Vertriebsnetze Wettbewerbsvorteile ausnutzen.

Der Markteintritt für neue, kleinere Unternehmen ist oft schwierig, da sie nicht die gleichen Ressourcen für Werbung, Vertrieb und Produktentwicklung haben.

 

VIII. Oligopolmodelle

1. Cournot-Oligopol

Im Cournot-Oligopol entscheiden die Unternehmen gleichzeitig über die Menge ihrer Produktion, die sie auf den Markt bringen. Jeder Anbieter geht dabei davon aus, dass die Konkurrenten ihre Produktionsmenge beibehalten.

Der Marktpreis ergibt sich aus der Gesamtnachfrage und dem Gesamtangebot aller Unternehmen. In diesem Modell führt das Gleichgewicht dazu, dass Unternehmen eine geringere Menge zu einem höheren Preis anbieten, als es in einem vollständig wettbewerbsorientierten Markt der Fall wäre.

 

2. Stackelberg-Wettbewerb

Beim Stackelberg-Wettbewerb gibt es eine Hierarchie unter den Unternehmen: Ein Unternehmen agiert als “Führer” und entscheidet zuerst über seine Produktionsmenge.

Die anderen Unternehmen, die “Folger”, entscheiden anschließend, wobei sie die Entscheidung des Führers berücksichtigen. Dieses Modell zeigt, dass das führende Unternehmen einen Vorteil hat und einen größeren Marktanteil und Gewinn erzielen kann.

 

3. Bertrand-Wettbewerb

Im Bertrand-Wettbewerb konkurrieren die Unternehmen über die Preise anstatt über die Mengen. Jeder Anbieter legt seinen Preis fest, wobei angenommen wird, dass die Konkurrenten ihre Preise nicht ändern. In diesem Modell führt der Wettbewerb oft zu einem Preis, der den Grenzkosten entspricht, was zu einem Ergebnis ähnlich wie im vollkommenen Wettbewerb führt, wo die Unternehmen kaum Gewinn erzielen.

 

4. Preisführerschaft

Bei der Preisführerschaft setzt ein dominantes Unternehmen den Preis für ein Produkt, und die anderen Unternehmen folgen diesem Preis.

Der Preisführer hat dabei typischerweise eine größere Marktmacht oder Kostenvorteile. Dieses Modell kann zu relativ stabilen Preisen führen, da die Konkurrenz meist dem festgelegten Preis folgt, um Preiskriege zu vermeiden.

 

5. Kreps-Scheinkman-Modell

Dieses Modell kombiniert Elemente des Bertrand- und des Cournot-Wettbewerbs. Unternehmen entscheiden zuerst über ihre Produktionskapazitäten (wie im Cournot-Modell) und danach über die Preise (wie im Bertrand-Modell).

Da die Produktionskapazität als begrenzt betrachtet wird, führt dies oft zu höheren Preisen als im reinen Bertrand-Wettbewerb, da die Unternehmen nicht unendlich viel produzieren können.

 

6. Hotelling-Modell

Das Hotelling-Modell befasst sich mit der räumlichen Differenzierung von Produkten. Unternehmen entscheiden über den Standort (physisch oder im übertragenen Sinne, wie Produktmerkmale) entlang einer Linie, um den größten Marktanteil zu erlangen.

Kunden wählen das Produkt, das ihnen am nächsten ist. Dieses Modell zeigt, dass Unternehmen oft dazu neigen, ihre Produkte so zu gestalten, dass sie sich möglichst wenig von der Konkurrenz unterscheiden, um den maximalen Marktanteil zu gewinnen.

 

7. Sweezy-Modell (Knickpunkt-Modell)

Das Sweezy-Modell, auch Knickpunkt-Modell genannt, geht davon aus, dass Unternehmen die Preise ungern verändern, weil sie erwarten, dass Preissenkungen von den Konkurrenten sofort nachgeahmt werden, Preiserhöhungen jedoch nicht.

Dies führt zu einer Preisträgheit, da Unternehmen Preissenkungen vermeiden, um keine Preiskriege auszulösen, und Preiserhöhungen vermeiden, um nicht Marktanteile zu verlieren.